Ad personum Robert Haas von Joseph Kanz

EINIGE WORTE DER EINLEITUNG:
Dieser Artikel über Robert Haas war zunächst als Anhang meiner handschriftlichen Partitur des Finales (4. Satz der III. Symphonie) geschrieben worden. Die 2005 veröffentlichte Partitur der Konzertfassung bietet den Artikel – in einer Zwischenform – am Ende der Partitur an.

Als ich mich entschlossen hatte über Haas zu schreiben, waren die Schwierigkeiten zunächst recht gross. Die erste ernsthafte Information gab mir Michael Nowotny, der mir erzählte, dass im MGG Lexikon (Musik in Geschichte und Gegenwart) eine kurze Zusammenfassung über Haas’ Arbeit und Leben zu finden sei. Dieser Artikel wurde Grundlage für meine Arbeit.

Später, viele Jahre später, schrieb mir Prof. Dr. Herbert Vogg (Wien) in einigen Briefen, dass Haas und Nowak einander sehr schätzten; und dass keinerlei Animositäten zwischen den beiden gab. Aber sie hatten natürlich unterschiedliche wissenschaftliche Meinungen.

Die Information über Haas’ Luftschutzdienste während des Krieges fand ich durch Recherchen im Internet. Und schlussendlich informierte mich Benjamin Gunnar Cohrs (Bremen) über Haas’ ablehnende Haltung bezüglich einer Aufführung der Finale-Fragmente der 9. Sinfonie – in der Einrichtung durch Fritz Oeser (1940/Leipzig). Das zeigt deutlich, dass Haas kein ‚vollkommener Engel‘ war, sondern mehr oder weniger ein Kind seiner Zeit.

Das Buch von Wolfgang Doebel „Bruckners Symphonien in Bearbeitungen“ (2001) betrachte ich als eine Art ‚inoffiziellen Vorlagenbericht der 8. Sinfonie.‘ Dort fand ich – vom Autor zitiert – Haas’ Brief an Max Auer, in dem er ihn 1946 – nach seiner erzwungenen Pensionierung – um Hilfe bat.

Die erste Fassung dieses Artikels ist daher mehr oder weniger fragmentarisch; und ich betrachte auch diese, jetzt angebotene Fassung, nur als allerersten Beginn einer fairen Diskussion über Haas, sein Schaffen und seine Persönlichkeit.

Daher bitte ich alle Leser die etwas bisher Unbekanntes – oder wenig Bekanntes über Haas und auch seinen früheren Assistenten Nowak wissen – mir dies zu berichten. Eine offene Diskussion ‚sine ira et studio‘ ist mehr als nötig. Haas’ Editionsprinzipien waren eher pragmatisch, von Standpunkt eines Kapellmeisters aus gesehen – aber stets im Geiste Bruckners. Und er machte möglich, was niemand 1920 für möglich erachtet hatte: die erste Kritische Gesamtausgabe von Bruckners Musik.

Wiesbaden, im November 2008.
Joseph Kanz